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Schnadezüge

Der Stein, die Grenze, in Ewigkeit

Das Wort Schnade (Platt: Schnoode) ist von Schneise (gehauene Grenze im Wald) hergeleitet und hat im Sauerland und in Waldeck die Bedeutung von “Grenze”. Das Wort Grenze ist erst später aus dem Slawischen in den deutschen Sprachgebrauch übernommen worden. Grenzen hatten für den Menschen immer schon eine wichtige Bedeutung. Früher sicherten sich die einzeln lebenden Bauern und Jäger durch Zäune oder Wälle vor den Angriffen von Feinden und wilden Tieren ab.

Später schlossen sich die Menschen zu immer größeren Gruppen zusammen, bauten Dörfer und Städte, die sie durch Mauern zu schützen suchten. Könige und Fürsten markierten ihr Territorium durch Grenzsteine, Bäume und Grenzwälle. Auch heute noch grenzen sich Staaten, Länder und Gemeinden voneinander ab, um Zuständigkeiten zu regeln. Den örtlichen Gemarkungsgrenzen kommt keine große Bedeutung mehr zu, doch waren auch sie in der Vergangenheit Schauplatz von teilweise blutigen Auseinandersetzungen. Es ist überliefert, dass eine Grenzstreitigkeit am Kahlen-Pön im Jahr 1557 zur einer Auseinandersetzung zwischen dem Usselner Eberhard Schalk und einem Düdinghäuser Bauern führte, in dessen Verlauf der Düdinghäuser das Pferd des Usselners entwendete. Empört zogen die Usselner daraufhin am 9. März 1557 mit Gewehren, Spießen und Beilen nach Düdinghausen und übten blutige Rache. Einen Toten und sechs Schwerverletzte auf Düdinghäuser Seite war den Usselnern die Befreiung des Pferdes wert.

Die Schnadezüge sind ein sehr alter Brauch, dessen ursprünglicher Sinn es war, den Bewohnern den Grenzverlauf einzuprägen. Da es noch keine exakten Karten gab, war es für ein friedliches Nebeneinander sehr wichtig, dass die Gemarkungsgrenzen bekannt waren. Grenzsteine wurden erst ab dem 17. Jahrhundert gesetzt. Vorher war es üblich, Bäume als Grenzmarkierung zu wählen. Da diese aber dem natürlichen Vergang unterworfen sind, mußte man dauerhaftere Grenzmarkierungen wählen. Das konnten neben Steinen auch Erdwälle sein. Ein besonders gut erhaltener Grenzwall ist zwischen Diemeltal und Seeregipfel noch heute zu erkennen.

Die ältesten Steine an der Usselner Grenze datieren aus den Jahren 1769 und 1825. Sie stehen an den Grenzen nach Kur-Cöln (Westfalen) und “Hessen-Darmstadt” (Hemmighausen/Eimelrod). Über den Verlauf der Schnadezüge wurde von einem fürstlichen Abgesandten ein Protokoll geschrieben. Vertreter der Nachbarorte wurde zur Schnade eingeladen, um Meinungsverschiedenheiten über den Grenzverlauf an Ort und Stelle auszuräumen.

Dies endete aber nicht selten in Handgreiflichkeiten. Die Grenzgänge fanden in unregelmäßigen Abständen statt und wurden von der Obrigkeit angeordnet. Die Leitung oblag den Alten und Grenzkundigen, die den Verlauf den Jungen erklärten. So wurde der Grenzverlauf von Generation zu Generation weitergegeben. Auch das Stutzen der Teilnehmer war schon damals Bestandteil der Schnadegänge, sollte doch das Berühren der Grenzsteine mit dem Hinterteil dem Gestutzten den Grenzverlauf besonders gut einprägen. Die Namen der Gestutzten wurden im Protokoll festgehalten.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Schnadezüge trotz des amtlichen Hintergrundes zu einer Art Volksfest. Es wurde Schnaps mitgenommen und teilweise auch eine Musikkapelle verpflichtet. Die Ausschweifungen hatten im Waldecker Land so große Ausmaße angenommen, dass Fürst Friedrich im Jahr 1770 verfügte, dass “solches hinkünftig von 10 zu 10 Jahren, jedoch ohne große Kosten, auf eine vernünftige, dem wahren Entzwecke gemäße Art geschehe; ...”. Er bezeichnete die Schnadezüge als ein “sündliches, ruchloses und mutwilliges Unwesen”. Im armen Upland hielten sich diese Ausschweifungen aber in Grenzen. Dennoch ist im Usselner Schnadeprotokoll aus dem Jahr 1836 vermerkt, dass an der “Kohlstelle am Niedersfelder Weg” einige Männer einen Tanz abhielten. Nicht selten dauerte der Zug den ganzen Tag von Sonnenaufgang bis zu ihrem Untergang. Beispielsweise führte die “Hute-Schnade”  des Jahres 1787 über den Alten-Hagen, das Lütteke-Feld, das Strycktal und Aartal bis hin zur “Darmstädtischen Grenze” (Grenze nach Hemmighausen auf dem Hermannsberg).


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