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Das große Jubiläum

Das 100-jährige Jubiläum der Schützengesellschaft Usseln im Jahr 1977

Bereits 1975 beginnen die Planungen für das 100-jährige Jubiläum, das in einem großen Rahmen gefeiert werden soll. Die Mitglieder des Festausschusses Willi Göbel, Willi Völker, Richard Wilke, Herbert Koch, Friedrich Born, Karl-Friedrich Wilke und Rudi Schober treffen sich in regelmäßigen Abständen, um über Art und Gestaltung der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr und die Erstellung einer Festschrift zu sprechen. Als Auftakt für die kommenden Feiern findet bereits im November 1975 ein großer Königsball in der Schützenhalle statt, der vom amtierenden König Horst Müller und seiner Frau Gisela initiiert wurde. 30 ehemalige Usselner Schützenkönige mit ihren Ehefrauen sind dem Ruf des derzeitigen Amtsinhabers gefolgt und feiern zusammen mit dem Vorstand der Schützengesellschaft   ein gelungenes Fest  bis in die frühen Morgenstunden. Für die passende Musik sorgen die Kapelle Lars Nelson und die Sunny Boys.

Auf der 100. Generalversammlung der Schützengesellschaft am 5.12.1975 berichtet der 1. Vorsitzende Christian Biederbick-Gotten über die bisherigen Planungen zur Durchführung einer Festwoche zum 100-jährigen Jubiläumsfest. Die Vorbereitungen laufen im Folgejahr 1976 unter der Leitung des neuen Vorsitzenden Dieter Bornemann weiter auf Hochtouren: Kapellen werden verpflichtet, Reparaturen an der Schützenhalle  durchgeführt, die Abläufe der einzelnen Veranstaltungen im Detail geregelt. Schließlich wird für das Jubiläumsjahr folgendes Programm festgelegt:

20. März: Seniorennachmittag in der Schützenhalle
15. Mai: Schnadezug
23. Juli: Festakt im Rahmen eines Dorfabends
24. Juli: Festgottesdienst und Kaiserschießen
29. Juli: Bunter Abend mit Stargast Franzl Lang, Großes Feuerwerk
30. Juli: Festkommers mit Walter Scholz und den Original Reblandmusikanten
31. Juli: Frühkonzert, Festzug und Festball
1. August: Königschießen, Festzug und Abschlußball

Das Jubiläumsjahr

Auftaktveranstaltung im Jubiläumsjahr ist ein Seniorennachmittag in der Schützenhalle. Alle Usselner Bürger über 60 Jahre sind eingeladen, einen gemütlichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen in der Schützenhalle zu verbringen. Eine große Anzahl älterer Menschen folgt der Einladung, so dass die Halle gut besetzt ist. Für das leibliche Wohl sorgen die Ehefrauen der Vorstands- und Festausschußmitglieder. Ein Diavortrag und ein Farbfilm über vergangene Schützenfeste unterhalten die Gäste. Viel Applaus bekommt ein in Usselner Platt aufgeführter Sketch. Mitwirkende sind Gisela Beier, Minna Koch und Herbert Born. Der Ehrenvorsitzende der Schützengesellschaft, Erich Saure, bedankt sich im Namen der Anwesenden für den gelungenen Nachmittag.

Am 15. Mai erfolgt der Schnadezug. Bei gutem Wetter und starker Beteiligung geht die Marschroute  vom Diemeltal im steilen Anstieg hoch zur Seere, unterbrochen durch eine Rast mit kräftiger Stärkung auf dem “Schwarzen Weg”. Endstation ist schließlich der Osterkopf. Der erste Vorsitzende der Schützengesellschaft, Dieter Bornemann, enthüllt hier einen Gedenkstein, der an das 100-jährige Vereinsjubiläum erinnert. Bornemann geht in seiner Ansprache auf die Tradition der Schnadezüge ein und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass alle Grenzen des geteilten Deutschlands Grenzen des Friedens sein mögen. Anschließend gratuliert Bürgermeister Günther Rehbein den Usselner Schützen zum 100-jährigen Jubiläum. Danach feiert man am Gedenkstein unter freiem Himmel noch einige Stunden in froher Runde.

Die Jubiläumsfestschrift  ist zwei Monate vor dem Schützenfest fertiggestellt. Friedrich Born und Richard Wilke haben in mühevoller Arbeit nicht nur eine Chronik der Schützengesellschaft, sondern darüber hinaus auch eine Zusammenfassung der Geschichte unseres Ortes geschaffen. Berichte über weitere Themen und viele Abbildungen komplettieren das 133-seitige Werk. Gedruckt wird die Festschrift in einer Auflage von 1.500 Stück durch die Druckerei Bing. Vorstand und Festausschuß der Schützengesellschaft besichtigen anläßlich der Übergabe die Buch- und Offsetdruckerei in Korbach.

Bei der Generalversammlung im Juli kann Dieter Bornemann den versammelten Schützenbrüdern berichten, dass die Vorbereitungen für das kommende Jubiläumsschützenfest nahezu abgeschlossen sind. Als Werbemaßnahme sollen zusätzlich zu Plakaten und Zeitungsanzeigen Straßenbänder an den Ortseingängen mit dem Hinweis auf die Festwoche angebracht werden. Die zum Schützenfest verpflichteten Reblandmusikanten mit Walter Scholz werden am Schützenfestsonnabend vormittags in Korbachs Fußgängerzone eine Kostprobe ihres Könnens abgeben und am Nachmittag im Willinger Kurgarten musikalisch auf das  große Jubiläumsfest im Nachbarort Usseln aufmerksam machen. Die Schützenhalle erhält einen neuen Außenanstrich, die “Hölle” wird provisorisch zu einer Weinstube und Sektbar umgebaut. Viele Arbeitseinsätze von Vorstand und Helfern werden durchgeführt. Der Verkauf der Festschrift ist gut angelaufen. Der Vorstand ruft Schützenbrüder und Usselner Bevölkerung auf, für ein sauberes Ortsbild zu sorgen und Häuser und Straßen mit Fahnen und Girlanden zu schmücken.

Die Festwoche

Festakt am Sonnabend, dem 23. Juli 1977

Lautstarke Böllerschüsse verkünden um 18.30 Uhr: Die große Festwoche beginnt. Natürlich wird auch im Jubiläumsjahr der verstorbenen Schützenbrüder gedacht. Die Gefallenenehrung am Ehrenmal steht zu Beginn der kommenden Feierlichkeiten. Mit der Ouvertüre aus “Der Freischütz” eröffnet der Musikverein Rhena um 20.00 Uhr den Festakt in der bis auf den letzten Platz besetzten Schützenhalle. Neben Landrat Dr. Hermann Reccius, Bürgermeister Günther Rehbein und Ortsvorsteher Otto Schober sind viele weitere Ehrengäste zum Festauftakt erschienen. Natürlich sind auch die Vorstände der befreundeten Schützenvereine aus Bömighausen, Schwalefeld, Titmaringhausen und Düdinghausen, sowie der Kyffhäuser-Kameradschaften Willingen und Neerdar der Usselner Einladung gefolgt. Ehrenvorsitzender Erich Saure begrüßt alle Festbesucher in einer kurzen Ansprache und schließt mit einem dreifachen “Hoch” auf das amtierende Königspaar Jörg und Ilse Schulte. Anschließend geht der Vorsitzende Dieter Bornemann in seiner Festansprache besonders auf die Geschichte der heutigen Schützengesellschaft von der Gründung als Kriegerverein im Jahre 1877 bis ins Jubiläumsjahr ein.

Weiterhin gibt er bekannt, dass die alte Königskette in diesem Jahr zum letzten Mal getragen wird. Umfang und Gewicht des Kleinods haben die Anschaffung einer neuen Kette erforderlich gemacht, die von den ehemaligen Königen gestiftet wurde. Im Anschluß an die Festrede erfolgt die feierliche Ehrung von Schützenbrüdern, die dem Verein 50 Jahre und länger die Treue gehalten haben. Dafür werden mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet: Ludwig Behle-Schniedes, Ludwig Bender-Klenken., Christian Benecke, Christian Biederbick-Gotten, Karl Emde-Fiesen, Karl Engelbracht-Dregges, Karl Figge-Bunsen, Anton Jäkel, Wilhelm Jäger-Schmitten, Hermann König, Wilhelm Lange, Heinrich Saure-Wakenfeld, Karl Saure-Dresel, Wilhelm Schäfer-Papenheim, Wilhelm Stremmel und Ludwig Vogel-Kloren. Altbürgermeister König bedankt sich im Namen der Geehrten.

Nächster Höhepunkt des Festaktes ist die feierliche Weihe der neuen Fahne der Schützengesellschaft. Karl Heinz Mohr spricht für die Usselner Vereine und Clubs, die die Fahne gestiftet haben. Sie zeigt auf einer Seite die Silhouette Usselns, auf der anderen Stern und Farben Waldecks. Anschließend äußert  Landrat Dr. Reccius in seiner Rede den Wunsch, dass sich zukünftig noch mehr Jugendliche am Vereinsleben beteiligen mögen. Grußworte von Bürgermeister Rehbein, dem Schirmherren des Jubiläumsfestes, Orstvorsteher Otto Schober, den Pastoren Staks und Heinrichsrüscher und der Vertreter von Vereinen und Verbänden sowie den Vorsitzenden der Gastvereine beenden den offiziellen Teil des Festaktes. Der Männergesangverein unter Leitung von Helmut Kramer und die Uplandmusikanten, geleitet von Ursel König, umrahmen die Veranstaltung musikalisch. Im Anschluß spielt der Musikverein Rhena Unterhaltungsmusik.

Fußballspiel Kommunalpolitiker Usseln gegen Vorstand & Festaussschuß der Schützengesellschaft am 26. Juli 1977

Dieser wohl nicht ganz ernst zu nehmende sportliche Vergleich lockt sage und schreibe  1.000 Zuschauer am Abend eines Wochentages zum Usselner Sportplatz. In der Mannschaft der Politiker treten an: Bürgermeister Günther Rehbein, Artur Schröter, Jörg Schulte, Friedrich Born, Karl Bangert, Christian Mitze, Werner Figge, Horst König sowie Willi Emde, Gottfried Beier und Helmut Emde als Angestellte der Gemeinde.

 

Die Schützengesellschaft läßt Dieter Bornemann, Otto Schober, Helfried Heine, Wilhelm Brüne, Hans Asmuth, Ernst Meier, Karl-Friedrich Wilke, Willi Schulze –Zaches-,  Georg Tegge, Horst Müller, Lothar Kesper, Willi Göbel, Rudolf Schober und Richard Wilke zu dem Fußballspiel auflaufen. Gisela Beier und Emil Weber übernehmen die Spielerbetreuung. Die Partie findet unter bewährter Leitung von Schiedsrichter Gerd Meier und dessen Tochter statt und die Spielzeit beträgt drei mal 20 Minuten. Die zwei ausgedehnten Pausen werden von den Spielern zur Ergänzung des Flüssigkeitshaushaltes dringend benötigt, wobei die Betreuer nicht immer mit alkoholfreien Getränken aufwarten. Fazit dieser nicht alltäglichen Veranstaltung: Ein Riesenspaß für alle Beteiligten und eine großzügige Spende an den Usselner Kindergarten.

Die Schützengesellschaft läßt Dieter Bornemann, Otto Schober, Helfried Heine, Wilhelm Brüne, Hans Asmuth, Ernst Meier, Karl-Friedrich Wilke, Willi Schulze –Zaches-,  Georg Tegge, Horst Müller, Lothar Kesper, Willi Göbel, Rudolf Schober und Richard Wilke zu dem Fußballspiel auflaufen. Gisela Beier und Emil Weber übernehmen die Spielerbetreuung. Die Partie findet unter bewährter Leitung von Schiedsrichter Gerd Meier und dessen Tochter statt und die Spielzeit beträgt drei mal 20 Minuten. Die zwei ausgedehnten Pausen werden von den Spielern zur Ergänzung des Flüssigkeitshaushaltes dringend benötigt, wobei die Betreuer nicht immer mit alkoholfreien Getränken aufwarten. Fazit dieser nicht alltäglichen Veranstaltung: Ein Riesenspaß für alle Beteiligten und eine großzügige Spende an den Usselner Kindergarten.

Bunter Abend mit Stargast Franzl Lang und großes Höhenfeuerwerk am Freitag, dem 29. Juli 1977

Um 18.30 Uhr öffnen die Kassen an den Eingängen der Schützenhalle für das Konzert mit dem "Jodlerkönig" Franzl Lang. Eine halbe Stunde später sind die weit über 1.000 Sitzplätze in der Halle ausverkauft. Während das Publikum ab 20.00 Uhr den Klängen der Musiker aus Rhena lauscht, die das Konzert programmgemäß eröffnet haben, warten Vorstand und Festausschuß auf den Stargast aus München, mit dessen Ankunft schon vor Stunden gerechnet wurde. Es wird halb neun, schließlich neun Uhr, die Verantwortlichen sitzen wie auf heißen Kohlen. In der Schützenhalle spielt der Musikverein Rhena anspruchsvolle Konzertstücke, doch viele Gäste sind sicherlich hauptsächlich wegen des angekündigten Auftrittes des “Jodlerkönigs” gekommen. Schließlich beschließt der Vorstand, Besuchern die vorzeitig gehen wollen, das Eintrittsgeld zurückzugeben. Kurz vor halb zehn fährt endlich das Auto mit Franzl Lang vor. Ein längerer Stau auf der Autobahn hatte den Volksmusiker aufgehalten. Schnell zieht er sich um und steht bald auf der Bühne. Das Konzert wird ein voller Erfolg. Beifallsstürme belohnen den Stargast und die Rhenaer Musiker. An Franzl Lang gehen die Strapazen von Anreise und Auftritt nicht spurlos vorüber. Am Ende der Show erleidet er einen Kreislaufkollaps, ist aber am nächsten Morgen wieder wohlauf. Während der Konzertpause lockt ein Höhen-Brilliant-Feuerwerk die Besucher ins Freie. Auf dem Sportplatz bestaunen sie mit einer großen Anzahl weiterer Zuschauer aus nah und fern den optischen Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Die eigens aus Hamburg angereisten Feuerwerker verzaubern den Himmel über Usseln in ein buntes Lichtermeer. Final werden 148 Großraketen gezündet, die mit unglaublicher Pracht die Zuschauer in ihren Bann ziehen.

Festkommers am Sonnabend, dem 30. Juli 1977

Erneut bleibt kein Stuhl in der Schützenhalle unbesetzt, auch zum Kommersabend sind wieder über 1.000 Besucher gekommen. Zu Beginn hat der erste Vorsitzende Dieter Bornemann die angenehme Pflicht, den Kaiserorden an Dr. Helmut Mitze zu verleihen. Anschließend begrüßt Bornemann den Trompeter Walter Scholz als “alten Bekannten” in Usseln. Donnernder Applaus begleitet die Ernennung des Musikers zum Ehrenmitglied der Schützengesellschaft. Weiterhin erhält Scholz die silberne Ehrennadel des Vereins. Nach Reden und Auszeichnungen beginnt das Konzert mit Walter Scholz und den Reblandmusikanten. Dreieinhalb Stunden bieten die Musiker ein mitreißendes Programm. Der bekannte Conferencier Rudi Büttner führt durch den Abend und sorgt mit lockeren Sprüchen und Witzen dafür, dass auch die Lachmuskeln genügend strapaziert werden. Höhepunkte des musikalischen Programms sind die Stücke “Der alte Dessauer” und “Die Post im Walde”, letzteres von Walter Scholz gemeinsam mit dem Männergesangverein Eintracht Usseln vorgetragen. Die Besucher sind restlos begeistert und feiern die Interpreten. Schließlich applaudieren die Reblandmusikanten dem Usselner Publikum, auch in der Geschichte der Musikkapelle war solche Begeisterung der Zuhörer wohl nicht alltäglich.

Frühkonzert, Festzug und großer Festball am Sonntag, dem 31. Juli 1977

Auch das Frühkonzert am Sonntagmorgen findet ein großes Publikum. Wieder gelingt es den Reblandmusikanten, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Am Mittag säumen mehrere tausend Menschen Usselns Straßen, um den großen Festzug anzuschauen. Besondere die acht prachtvoll geschmückten Pferdekutschen, in denen sich König Jörg Schulte, Königin Ilse und ihr Hofstaat den Zuschauern präsentieren, ziehen die Blicke auf sich. Die Reiter des Upländer Reit- und Fahrvereins tragen preußische Husarenuniformen, die Reblandmusikanten ihre bunte Schwarzwälder Tracht. Eine Gruppe Usselner in historischer Kleidung erinnert an frühere Zeiten. Im Anschluß an den Festzug werden die Schützenfestbesucher von zünftiger Blasmusik unterhalten. Königs- und Kindertanz leiten über zum großen Festball, mit dem das Regentschaftsjahr des Jubiläumskönigs Jörg Schulte ausklingt. Zum Tanz spielt die bekannte Big-Band “Schwarz-Weiß” aus Baden-Baden auf.


News

23.04.2024
Quelle: Waldeckische Landeszeitung vom 22.04.2024 Upland-Tipps Mai 2024
19.04.2024
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